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"Pecco" Bagnaia warnt Ducati: "Stehen entweder still oder gehen rückwärts"
Weiterhin kein Gefühl, wieder ein Sturz - Francesco Bagnaia erläutert nach Silverstone die Probleme im Detail - Eine Lösung hat Ducati weiterhin nicht parat
(Motorsport-Total.com) - Null WM-Punkte in Frankreich, vier Zähler in Großbritannien: Francesco Bagnaia hat auch in Silverstone nicht den Weg aus der Krise gefunden. Die vier WM-Punkte sammelte der Ex-Weltmeister im Sprint. Im Grand Prix stürzte er schon früh.

© Mirco Lazzari gp/Getty Images
Nach weniger als vier Runden lag die Ducati #63 im Kiesbett Zoom
Aber der Reihe nach. "Vom Beginn des Rennens an war mein Gefühl gut", sagt Bagnaia über den ursprünglichen Rennstart. "Ich bin nicht besonders gut gestartet, aber nach Marcs Sturz war ich gemeinsam mit Fabio vorne und wir konnten eine Lücke zu den anderen aufmachen."
"Das Gefühl mit dem Hinterreifen war gut, der Grip war gut. Dann kam die rote Flagge. Wir haben nur den Hinterreifen gewechselt und einen neuen montiert. Ab diesem Moment hat nichts mehr funktioniert."
"Ich bin nur noch gerutscht und das Hinterrad hat durchgedreht. Ich hatte keinerlei Traktion. Alle haben mich überholt. In Kurve 9 ist das Hinterrad weggerutscht, ich bin weit gegangen. Dann, beim Einlenken in Kurve 7, habe ich mich nur reingelegt - und wieder ist das Hinterrad weggerutscht."
Diesmal konnte Bagnaia die Situation nicht mehr retten und stürzte. Nach nicht einmal vier Runden war sein Ausfall besiegelt. Aber nicht nur er, sondern auch sein Teamkollege Marc Marquez berichtete von einem viel schlechteren Gefühl beim Neustart.
Was war die Ursache dafür? "Wir sind mit dem Rennreifen gestartet - dem, den Michelin dir als Rennreifen gibt. Und für den Restart haben wir ihn gewechselt." Und der einzige Unterschied bestand darin, dass der zweite Reifen länger in der Heizdecke vorgewärmt wurde?
"Genau", bestätigt Bagnaia. "Ich weiß nicht, warum - aber so war meine Situation. Es war sogar schwer, das Motorrad überhaupt einzulenken. Sobald ich 58, 59 Grad Schräglage erreicht habe, hat das Hinterrad angefangen durchzudrehen. Es war wirklich seltsam."
Gerät Ducati Schritt für Schritt in eine echte Krise?
Ducati hat nun zwei Grands Prix in Folge nicht gewonnen. In Le Mans spielte das Wetter die entscheidende Rolle. Aber wenn in Silverstone Fabio Quartararo nicht mit Defekt ausgeschieden wäre, wäre womöglich kein Ducati-Fahrer auf dem Podium gestanden.
"Das sollte uns zu denken geben", findet Bagnaia und betrachtet die Gesamtsituation des Werksteams: "Marc hat das Problem, das wir an diesem Wochenende hatten, gut kaschiert. Er hat mit unserem Motorrad einen fantastischen Job gemacht."
"Man muss auch klar sagen: Ohne den Sturz beim ersten Start hätte Alex dieses Rennen mit einer Hand auf dem Rücken gewonnen. Er war deutlich schneller als alle anderen. Dann ist er gestürzt und musste das andere Motorrad nehmen - das hilft natürlich nicht für das Gefühl."
Seit dem ersten Rennen betont Bagnaia, dass er sich mit der aktuellen Desmosedici nicht wohlfühlt und kein Gefühl für das Vorderrad hat. Das war auch in Silverstone das gesamte Wochenende der Fall, wie er an einem Beispiel verdeutlicht.
"Ich kann nicht unterscheiden, ob ich einen weichen oder einen harten Vorderreifen fahre. Das sind eigentlich zwei völlig verschiedene Reifen - und für mich fühlt es sich beim Fahren exakt gleich an. Im Moment ist das die Situation."
Auch beim Studium der Daten sah Bagnaia vor allem nach dem Sprint, dass Alex Marquez mit der GP24 genauso fährt wie er selbst im Vorjahr. Aber mit dem aktuellen Modell ist das für ihn schlicht nicht möglich. Dieses Muster setzt sich fort.
"Wie gesagt, die Motorräder sind theoretisch gleich oder sehr ähnlich", so Bagnaia. "Aber es ist ein kleines Detail, das mir im Moment nicht hilft oder mir nicht das Gefühl fürs Vorderrad gibt. Von 2021 bis 2024 hatte ich immer dasselbe Gefühl - und jetzt nicht mehr."

© Ducati
Crewchief Cristian Gabarrini hat früher auch für Casey Stoner gearbeitet Zoom
"Es ist das erste Mal, dass ich das Vorderrad nicht spüre. Und das ist ein riesiges Problem für meinen Fahrstil. Ich versuche, mich an das Motorrad anzupassen, aber es ist nicht einfach. Ich zerstöre die Reifen, habe kein gutes Fahrgefühl - es ist wirklich schwierig."
"Ich glaube, Gigi und die anderen Ingenieure versuchen zu verstehen, was vor sich geht. Denn das Motorrad wirkt sehr ähnlich zum Vorjahresmodell - aber es funktioniert nicht mehr auf die gleiche Weise. Und vielleicht wissen sie selbst nicht, warum."
"Wir sind aktuell in einer Art Limbo und versuchen, das Problem zu verstehen - aber es ist schwierig, die Ursache zu finden. Wir brauchen einen Schritt, wir brauchen eine Verbesserung. Wir müssen etwas spüren."
Mental sieht Bagnaia kein Problem
Silverstone war ein erneutes Beispiel: "Ich bin in FP1 auf eine bestimmte Art gestartet, hatte eine gewisse Rundenzeit - und am Ende des Wochenendes war ich bei genau der gleichen Zeit. Obwohl wir so ziemlich alles verändert haben. Und das Gefühl blieb gleich."
"Ich weiß genau, wie mein Team und die Ingenieure arbeiten, um eine Lösung zu finden. Denn die anderen machen Fortschritte - und wir stehen entweder still oder gehen sogar rückwärts. Wir müssen einen Schritt machen."
In der Fahrer-WM ist Bagnaia weiterhin Dritter. Sein Rückstand ist auf 72 Punkte angewachsen. Als er nach dem Sturz zurück an der Box war, konnte man für einen Moment sein enttäuschtes, ratloses und auch verzweifeltes Gesicht sehen.
Wie geht er mental mit der Situation um? "Das Positive ist, dass ich mein Potenzial kenne. Ich weiß, dass ich Rennen gewinnen kann, wenn ich ein gutes Gefühl für das Vorderrad habe. Das beruhigt mich in dieser Situation ein wenig."
"Und ich will gewinnen. Deshalb arbeite ich extrem hart mit meinem Team, mit den Ingenieuren, um eine Lösung zu finden. Ich gebe immer mein Maximum. Mehr kann ich nicht tun." In zwei Wochen steht Aragon auf dem Programm, wo Bagnaia im Vorjahr mit Alex Marquez kollidiert ist.


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